Wie man einst in Lövstabruk Weihnachten feierte

Von Karin Monié.  Übersetzung: Helmut Müssener.

Weihnachten wurde in Lövstabruk alter Tradition gemäß ausgiebig gefeiert. Für die hart arbeitenden Bewohner des Ortes war es ein Fest voll strahlendes Lichtes und für die Kinder ein Tag der Freude. Diejenigen, die vor mehr als 100 Jahren mitfeierten, konnten es noch bezeugen. Es war eine Zeit, die nicht zuletzt von Baron Carl de Geer geprägt wurde, der im August 1914 an Diphterie starb, als die damals so gefährliche Krankheit in Lövstabruk wütete.

Die Vorbereitungen für die Feiertage begannen sehr frühzeitig, schon im Herbst. Alle Wäsche sollte beendet sein, ehe sich Eis auf dem Kanal gebildet hatte, d. h. spätestens Anfang November. Danach war es an der Zeit zu schlachten, Stockfisch zu wässern, Bier zu brauen und zu backen.

Im Allgemeinen hatten alle das Jahr hindurch ein Schwein gemästet, das drei Wochen vor Weihnachten geschlachtet wurde. Oft handelte es sich um große Schweine, und die Schlachter waren fast immer Amateure, die sich mit den notwendigen Werkzeugen versehen hatten: eine schwere Holzkeule, ein eiserner Bolzen, Messer aus der Kleinschmiede und ein Strick, um es am Eisenring in der Schnauze führen zu können. Um fünf Uhr morgens begannen sie ihr blutiges Handwerk. Die Frauen mussten sich um alles kümmern: Die Schlachtbank musste an ihrem Platz stehen, der große Brühbottich, der fünfzig Liter fasste, war voll mit heißem Wasser, der Backtrog wurde mit grobem Roggenmehl gefüllt und der Kaffeekessel stand auf dem Herd. Man hatte es eilig. Und es war dunkel. Die Schlachtung musste um sieben Uhr erledigt sein, denn Punkt sieben begann die Arbeit. Für die Kinder war die Schlachtung oft ein sehr schreckliches Erlebnis.

Zum Bierbrauen wurde der Brühbottich erneut benutzt. Zwar gab es eine Braustube im Ort, aber die reichte nicht für alle. Viele brauten ihr Bier in der Küche, und da ging es darum, genügend Daubenfässer bereit zu halten.

Danach wurde einige Tage lang gebacken. Die Backstube im Ort wurde größtenteils vom Hofgesinde und den Verwaltungsangestellten benutzt, während sich die anderen Einwohner mit der eigenen Küche zufriedengeben mussten. Man backte weißes Knäckebrot aus Magermilch und Weizenmehl, Würzbrot mit den Resten vom Bierbrauen, Weizen- und Safranbrot sowie Pfefferkuchen. Nach all dieser Arbeit schrubbte man die Küche mit Schmierseife und legte saubere Flickenteppiche aus.

Am Tage vor Heiligabend wurde die Schmiede zugemacht. Die Hämmer verstummten als Zeichen dafür, dass die Feiertage nahten. Die Schmiede, die Schicht arbeiteten, konnten sich den Ruß, der sich in der Woche angesammelt hatte, in der Badetonne abwaschen.

Am Heiligabend um 12 Uhr mittags waren alleinstehende Pensionäre und Invaliden zum Herrenhof geladen, und Fräulein Pousette teilte das gewöhnliche Weihnachtsessen aus: zwei große Rundstücke, je eins aus Weizen und Roggen, eine Kerze, ein kleines Stück Fleisch oder Speck sowie noch etwas Geld.

In der Schule versammelten sich die Kinder um vier Uhr nachmittags in Kreisen um zwei große Tannen. Sie bekamen Weihnachtsbrezel, rote Äpfel und Weihnachtskaramellen; die ein wenig älteren Kinder erhielten jedes eine Weihnachtszeitung, entweder „Der Weihnachtsmann“ oder „Das Weihnachtsgeschenk“, und außerdem ein Weihnachtsgeschenk: die Mädchen Stoff, Haarbänder und Strümpfe, die Jungen Klappmesser, Hosenträger oder Taschentücher. Der Pfarrer wünschte „Frohe Weihnachten“, und die Mädchen bedankten sich der Reihe nach bei Baron Carl, der die Feier ausgerichtet hatte, mit einem Knicks und die Jungen mit einem Diener.

Längs der ganzen langen Hauptstraße und im Park des Herrenhofes brannten Fackeln. Im Herrenhof waren alle Fenster erleuchtet. Die Kirche hatte der verantwortliche Gärtner Strindberg geschickt mit Wacholdergirlanden und Tannen schmücken lassen, eine schöne Sitte, die noch lange beibehalten wurde. Die Christmette war ein richtiges Lichterfest, zu dem man nicht im Dunkeln wandern musste.

Zu Silvester hielt man in der Kirche ein Neujahrsandacht, und die Fackeln längs der Hauptstraße und im Park brannten.

Den Dreikönigstag feierten die Kinder erneut in der Schule mit Kuchen, Schnecken und Tanzspielen, während die Erwachsenen unter der Aufsicht von Fräulein Pousette an langen weißgedeckten Tischen Bohnenkaffee tranken.

Am zweiten Weihnachtstag lud der Baron seine leitenden Angestellten, seine sieben (!) Pfarrer, den Hüttenarzt, den Apotheker und den Lehrer zu einem Festessen ein. Im großen Saal im ersten Stock prostete man sich mit Champagner zu und genoss die großzügige Gastfreundschaft des Barons und die Delikatessen des Weihnachtsbuffets, die Åhrman, sein Butler, mit Hilfe eines Dieners und mehrerer Frauen servierte. Mehrere der Angestellten, die aus Tobo und Karlholm kamen, kehrten nach dem Fest in Kohlenkörben heim, die als Schlitten dienten und gegen die winterliche Kälte mit Elchhäuten ausgekleidet waren.

Heute, mehr als hundert Jahre danach, veranstaltet man in Lövstabruk am zweiten Advent einen Weihnachtsmarkt unter anderem mit einem Orgelkonzert in der Kirche. Der weihnachtlich geschmückte Herrenhof lockt mit Führungen zum Besuch. Im Haus des Handwerks gibt es Mengen von Weihnachtsgeschenken. Und im Wirtshaus wird hoffentlich das gute Leufsta-Bier ausgeschenkt.


Litteratur:

Birger Steen, Baronernas Leufta. Om brukslivet i norra Uppland på baronernas tid. Efter f. Brukskamreren Joel Godeaus berättelser. 1966
Vilhelm Monié, Minnen från Leufsta bruk 1900–1927. Sollentuna 2000.

Der Herrenhof im Winterkleid. foto: Erik Hamberg, 2018.

Die Küche des Herrenhofs zur Weihnachtszeit. foto: Erik Hamberg, 2018.

Die Kirche des Ortes zur Weihnachtszeit im Schmuck von Lichtbögen und Wacholder. Archiv der Hütte.

Carl de Geer, ”der gute Baron Carl“, (1859–1914) im Herrenhof von Lövstabruk. foto: Gabriel Hildebrand, 2018.